Hinter dem Werk steht der Handwerker, auch wenn dieser durch die Zwischenschaltung des elektronischen Rechners oder den Stahlarm eines blinden, bewusstlosen Roboters von dem ursprünglichen Material seines Werks getrennt ist. Dient aber die Arbeit nicht mehr zur Gründung unserer Aufgabe zu existieren, dann schwindet die Humanität des Menschen.
Am Werk sein, auf welche Art und in welcher Kunst auch immer, ist somit im Prinzip schon Selbstdarstellung. Diejenigen Maler, die mit der Kunst des Selbstporträts vertraut waren, haben es in Szene gesetzt, und diese Wahrheit gilt für jeden von uns.
Vestibulum Artis
Innerhalb einer Welt, die auch ohne das menschliche Lebewesen auskommen könnte, macht das Kind Bekanntschaft mit seinen Eltern, den rätselhaften, doch vertrauten Gestalten. Die Menschen der Antike, gelehrte und geschätzte Pädagogen, stellten sich eine für die Erziehung notwendige Vorhalle vor, «Vestibulum artis » genannt, was soviel bedeutet wie, die Kinder in Grammatik, Rangstellung der Buchstaben zu unterweisen, welche die Gesellschaft der Wörter ausmacht zur Belebung des Wortes.
Hier unten ist das Vestibulum durch die Photographie eines Kindes in dem Alter dargestellt, wo man ihm zeigt, wie man sich für ein Bild vorbereitet und hinstellt. Das Rätselhafte, in die Genealogie einer Familie eingeschrieben zu sein, scheint als die Effigie des eigenen Ich (l’effigie de soi) hier festgehalten. Die aufgezwungene Spielkarte, das Geheimnis des Schicksals können Sie hier betrachten.
Der kleine Junge ist mir heute zu einem Ahnen geworden. Das Bild Kind-mit-Hund ist nach so verschlungenen Lebenswegen nur noch ein entschwundenes Ich-Bild. Als Greis betrachte ich das Kind und weiß, dass ihm die Gründe der Brüderlichkeit und Zärtlichkeit für das Tier, für den Lieblingshund einer früh verstorbenen Schwester, unbekannt waren.
Dieses geheimnisvolle Emblem, in dem Leben und Tod verwebt sind, bliebe für mich reine Anekdote, wenn es nicht in Wahrheit das Zeichen für die Anweisung des Aufenthaltsorts innerhalb einer subjektiven und zugleich sozialen Tradition wäre.
Dies sei das Präludium zu dem, was wir ein Werk nennen möchten.
Übersetzt von Veronika Guest